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AutorenbildMaria Midunsky

Hi, ich bin Maria…

Aktualisiert: 25. Okt. 2021

…und ich bin Teil von STÖRSIGNAL. Aber wer bin ich eigentlich und was möchte ich mit diesem Projekt erreichen?

Frau vor einer Backsteinwand. Sie hat rote Haare, roten Lippenstift und trägt eine schwarze Jacke.
Photo Credits: Katharina Höbbel

Das Leben spielt nach seinen eigenen Regeln.


Das musste ich lernen. Oft. Sehr oft. Nach meinem Abitur und meiner Ausbildung mit 22 Jahren dachte ich, mir stünde die Welt offen! Das war auch so. Während meiner Ausbildung zur Touristikassistentin war ich bereits für drei Monate auf Guadeloupe im Praktikum gewesen, und jetzt wollte ich noch mehr! Also ging ich zur Saisonarbeit nach Österreich. Lange Rede, kurzer Sinn: Hier lernte ich meinen ersten „Dämpfer“ kennen. Ein Mann, so voller Probleme, wie die Biergläser, die er jeden Tag leerte.


Hier lernte ich meinen ersten „Dämpfer“ kennen. Ein Mann, so voller Probleme wie die Biergläser, die er jeden Tag leerte.


Ihr erkennt sicherlich schon, dass das vermutlich kein gutes Ende nahm und so war es auch. Das werde ich aber gern an anderer Stelle noch mal etwas ausführlicher erzählen.


Denn hier soll es darum gehen, was mich geprägt hat und mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin. Und daran war wohl das schlimmste Erlebnis meines bisherigen Daseins nicht unbeteiligt. Der 31.12.2013 markiert für mich den Tag, der mein Leben nachhaltig veränderte. Am 31.12.2013 kam ich ins Krankenhaus. Bewusstlos. Zuhause aufgefunden von dem ersten Dämpfer. Ich habe keine Erinnerungen mehr an die Zeit. Denn es folgten eine Not-OP, fast zwei Monate Koma und, wie sich später herausstellte, der Verlust meines linken Gehörs. Dem kamen zahlreiche Falschbehandlungen, die in einer künstlichen Herzklappe und einer angerissenen Bauchaorta endeten hinterher. ABER nach 1,5 Jahren wurde ich wieder ins Leben entlassen.


Entgegen meines 22-jährigen Ich, das voller Tatendrang war, war ich jetzt leer. Erschöpft von dem eineinhalb jährigen Kampf und müde vom fremdbestimmten Leben. Und jetzt stand ich in meiner ersten eigenen Wohnung, allein, mit 38 kg auf 1,76 m. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Ich traf den Entschluss, mit einem Studium zu beginnen, denn wenn ich die letzten eineinhalb Jahre kämpfen konnte, warum jetzt aufhören? Nach vorne hin waren alle begeistert und zeigten sich unterstützend. Jahre später erfuhr ich, dass kaum jemand daran geglaubt hatte, dass ich das wirklich schaffe.


Entgegen meines 22-jährigen Ich, das voller Tatendrang war, war ich jetzt leer. Erschöpft von dem eineinhalb jährigen Kampf und müde vom fremdbestimmten Leben.

Aber hier war ich, 24 Jahre alt, aufgrund meines Gewichtes nur schwer zu sehen, aber mit einem neuen Ziel…


Der Kampf ging weiter.


Mein neues Ziel war es, alle davon zu überzeugen, dass ich es schaffen kann. Also her mit der Immatrikulation, dem Werkstudentjob, den neuen Freundinnen und Freunden (denn von meinen Alten gab es keine mehr), den Studentenpartys und MEINEM Leben. Was habe ich es genossen, endlich wieder selbstbestimmt leben zu können, mich ausleben zu können, frei sein zu können und alles machen zu dürfen, was ich wollte. Naja, fast alles. Ich war und bin immer noch auf einem Ohr taub und daraus resultieren Gleichgewichtsstörungen, die ich mal mehr und mal weniger unter Kontrolle habe. Schwierig, wenn man ein normales Leben lebt, die Umwelt aber nicht auf eine unsichtbare Behinderung abgestimmt ist…


An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Zeitsprung machen, da das was ich währenddessen und danach erlebt habe definitiv noch seinen Platz in diesem Blog finden wird. Jetzt soll es aber erst mal um das gehen, was ich mir von diesem Projekt wünsche.


STÖRSIGNALE


Viele kennen wahrscheinlich noch diesen Krisselschnee auf dem Fernseher, wenn er mal kein Signal hatte. Dieses Bild stammt noch aus einer Zeit ohne Netflix, YouTube, Instagram etc.. Aber das was dieser Krisselschnee war, ist manchmal immer noch in meinem Kopf. Ein Störsignal. Ein Signal, das mir sagt: „Ok, hier läuft etwas nicht richtig!“. Es gab eine Zeit, in der konnte ich diese Signale nicht identifizieren und habe mich immer tiefer und tiefer in diese Störungen reinbegeben. Bis ich selbst daran zerbrochen bin. Nicht nur einmal. Selbst heute fällt es mir hin und wieder noch schwer, Störsignale zu erkennen und mit ihnen umzugehen. Aber ich werde besser.


Es gab eine Zeit, in der konnte ich diese Signale nicht identifizieren und habe mich immer tiefer und tiefer in dieser Störungen reinbegeben. Bis ich selbst daran zerbrochen bin.

Und das ist es, was ich beziehungsweise wir hier verbreiten wollen. Jeder Mensch hat Störsignale, die ihn aus der Bahn werfen können und nein, nicht immer gelingt es uns die Störung zu lösen. Deshalb brauchen wir, wie jede:r Techniker:in das Handwerkszeug um die Störung zu beheben. Dafür müssen wir aber erst mal wissen, was die Störungen sind und welches Handwerkszeug uns zur Verfügung steht.


Ich habe nicht Psychologie studiert und kann deshalb keine allgemeinen Methoden teilen, die erforscht sind und sicher funktionieren. Aber ich kann von meinen Erfahrungen berichten und was mir geholfen hat.


Das ist es, wofür STÖRSIGNAL stehen soll, ein Raum, in dem wir uns reflektieren. Ein Raum, in dem wir versuchen Störungen in uns und der Gesellschaft zu erkennen, zu verstehen und herausfinden, was wir dagegen tun können oder wie wir besser mit ihnen leben können.




2 Kommentare

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2 Comments


edith.midunsky63
Oct 24, 2021

Super geschrieben, es kommt aus dem Herzen. Freue mich mehr zu lesen…👏🏻

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Katharina Höbbel
Katharina Höbbel
Oct 24, 2021

Mega Beitrag!! Ganz viel Liebe 🥰

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